Volksbegehren Artenvielfalt startet Unterschriftensammlung

Worauf noch warten!?
Ein Aktionsbündnis aus über 150 Initiativen, Parteien, Vereinen und Verbänden in ganz Niedersachsen ruft ab sofort dazu auf, das „Volksbegehren Artenvielfalt“ zu unterstützen. Jede Person, die bei niedersächsischen Landtagswahlen wahlberechtigt ist, darf unterschrieben. Das Aktionsbündnis will denn Artenrückgang stoppen.
Nachweislich gibt es immer weniger Insekten, Vögel und kleine Wildtiere. „Die Älteren unter uns werden sich erinnern,“ so Wolfgang Ebbinghaus vom NABU aus Buxtehude, „dass im Sommer total schnell massenhaft tote Insekten an der Windschutzscheibe des Autos oder am Motorradhelmvisier klebten. Radfahren ohne Brille? Undenkbar! Und heute?“
„Unsere Lebensgrundlagen sind bedroht“, sagt Dierk Breimeier von Artist for Future. „Es ist schon 5 nach 12!“

Das Aktionsbündnis will diese Entwicklung stoppen. Es unterstützt einen Gesetzesentwurf, der das niedersächsische Naturschutz-, das Wasser- und das Waldgesetz ändert. „Entstehen sollen sogenannte Biotopverbünde, damit Insekten, Vögel aber auch Rebhühner und Hasen von einem Biotop ins nächste wandern können“, erklärt ein Harsefelder. Ralf Poppe ist einer der Koordinatoren des Bündnisses für den Landkreis Stade. „Zum Beispiel sollen 10% der Landesforsten wieder ‘Urwald‘ werden, außerdem geht es um Gewässer-, Wege- und Ackerrandstreifen.“

Seit 2010 haben Regina und Ralf Poppe die ‘grüne‘ Politik für sich entdeckt und ein Auge darauf, was man bewegen kann und wo Verantwortlichkeiten liegen. Poppe macht klar: „Unsere Landwirte sind Landschaftsgestalter mit einem immensen Einfluss aber auch die Leidtragenden. Ohne sie geht es nicht und Naturschutz darf nicht zu ihren Lasten gehen.“ Deshalb sehe der Entwurf vor, dass die Bauern, die durch die neuen Regeln in ihrer der guten fachlichen Praxis entsprechenden Berufsausübung eingeschränkt und dadurch Einkommensverluste erleiden würden, einen Ausgleich aus Steuermitteln erhalten. „Landwirtschaftspolitik und Marktbedingungen zwingen unsere Bauern zu einem Spagat: Einerseits gelte es, alles aus den Böden herauszuholen, um die Existenz zu retten, auf der anderen Seite gehe das zu Lasten der Fruchtbarkeit.“

Das Aktionsbündnis hat 6 Monate Zeit, um 25.000 Unterschriften zu sammeln, um das eigentliche Volksbegehren starten zu dürfen. Wird diese Zahl erreicht, dann bekommt es weitere 6 Monate für das Volksbegehren selbst. Sobald 10%, das sind ca. 610.000 Menschen, oder mehr gültige Unterschriften vorliegen, muss sich der Landtag mit dem Gesetzesvorschlag befassen. Lehnt der den Vorschlag ab, dann ist ein Volksentscheid möglich.

„Unsere Natur hat sich über Jahrmillionen entwickelt und befand sich einmal in einem ganz wunderbaren, natürlichen Gleichgewicht. Bis der Mensch daherkam und meinte, Tiere und Pflanzen zum eigenen Nutzen ausbeuten zu können.“ Ralf Poppe ist Radfahrer und Naturliebhaber aus Leidenschaft: „Schauen wir uns doch mal um: Straßen, Wohnungsbau, Gewerbegebiete – wo gibt es denn noch Lebensraum für Tiere und Pflanzen?“ Jüngst habe man in Harsefeld den Flächennutzungsplan dahingehend geändert, dass 92 Hektar neue Baugebiete ausgewiesen werden könnten. „Da hat sogar der Landkreis sein Veto eingelegt“, erklärt Poppe, „das ist zu viel!“ Nun seien es ‘nur‘ noch 61 Hektar und die Devise müsse lauten: Landschaftsplan first! Ja, man könne gut leben in Harsefeld, findet der Artenvielfalt-Koordinator, aber man müsse genau im Blick behalten, wohin sich der Ort entwickele: „In Richtung Stadt? Ländlich bleiben? Sollen wertvolle Naturräume erhalten bleiben?“
Womit sich der Kreis schließt zwischen dem Volksbegehren Artenvielfalt Niedersachsen und der Welt, in der wir leben wollen. „Es braucht Möglichkeiten und Mut für Veränderungen“, wissen Poppe und seine Mitstreiter. „Landschaftspläne sind eine gute Sache, aber wir können mehr, als das geforderte Minimum.“

Unterschriftenlisten sind im Internet unter www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt oder bei den lokalen Aktionsbündnissen erhältlich. „Bitte achten Sie darauf, dass auf einer Liste nur Menschen unterschreiben, die in derselben (Samt-)Gemeinde wohnen sowie auf die sonstigen Regeln. Nach Mitgliedsgemeinden derselben Samtgemeinde müssen Sie nicht unterscheiden.“, sagt Wolfgang Ebbinghaus. Dierk Breimeier ergänzt: „Wenn jemand aus einer anderen Gemeinde unterzeichnen möchte, schicken Sie sie oder ihn nicht weg! Legen Sie einfach einen anderen Bogen vor.“
Die Bündnisvertreter weisen darauf hin, dass die Motivation der Landesregierung den vorgeschlagenen Gesetzesentwurf zu verabschieden oder einen eigenen vorzulegen umso größer ist, je schneller viele Unterschriften zusammenkommen. Deshalb fordern sie ihre MitbürgerInnen auf: „Machen Sie mit. Unterschreiben Sie für den Erhalt der Artenvielfalt. Jetzt!“

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